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Franz Sobotta - ein landwirtschaftlicher Aufseher in einer Quedlinburger Saatzuchtfirma mit drei wechselnden Namen und Besitzern

Franz Sobotta wurde am 30.11.1907 in Klein Strehlitz in Schlesien als der älteste von drei Brüdern geboren. Als junger Mann gelangte er in der Zeit der Weimarer Republik und der Weltwirtschaftskrise als Wanderarbeiter nach Quedlinburg, wo er als landwirtschaftlicher Vorarbeiter und Aufseher bei der Samenzucht Firma David Sachs eine Anstellung fand. Hier gab es sogar einen Arbeitskräftemangel. Wanderarbeiter wurden für die Pflegearbeiten bei der Zuckerrübensamenproduktion, in Zuckerfabriken und in der Sommersaison bis zum Ende der Erntearbeiten saisonal in den Saatzuchtfirmen beschäftigt. Dabei kamen viele Menschen aus dem deutschen und polnischen Osten, dem Eichsfeld und dem Harz. Ein Teil dieser Saisonkräfte wurde als sogenannte Sachsengänger bezeichnet. "Sachsengänger sind deutsche Landarbeiter, welche im Deutschen Kaiserreich die landwirtschaftlich geprägten ostelbischen Regionen verließen, um im Westen besser entlohnte Arbeiten zu finden. Zuerst arbeiteten diese Landarbeiter im Zuckerrübenanbau der preußischen Provinz Sachsen, näherungsweise dem heutigen Sachsen-Anhalt. Die Bestellung, Pflege und Ernte der Zuckerrüben war arbeitsintensiv und kaum mechanisiert, weshalb saisonal sehr viele Arbeitskräfte benötigt wurden. Es handelt sich dabei um eine Form der saisonalen Arbeitsmigration." (wikipedia). Besonders junge Frauen hatten so die Chance, von Quedlinburger Männern geheiratet zu werden. Gleiches galt zur Jahrhundertwende um 1900 für tausende polnische Bergarbeiter, die im Ruhrgebiet heimisch und eingedeutscht wurden. Zahlreiche Namen zeigen noch heute die Herkunft der Arbeiter:innen. In fast allen deutschen Zuckerfabriken wurden zeitweilig Saisonkräfte aus dem Osten eingestellt.

Bis 1937 war Franz Sobotta in der Firma David Sachs, Badeborner Weg 4, beschäftigt. Von der dann Rudolf Schreiber & Söhne genannten Firma wurde er beauftragt, Arbeitskräfte anzuwerben. Die Anwerbung geschah während der Wintermonate, die regelmäßig in Schlesien verbracht wurden. Dazu gab sogar eine regelrechte Wunschliste. So kam es denn auch, dass aus dem Nachbardorf Schreibersdorf, dem heutigen Pisarzowice, eine junge Frau Luzie, angeworben wurde. Sie wurde letztlich Sobottas Ehefrau und brachte sechs Kinder auf die Welt. Der Schreiber'sche Schafshof, heute Ditfurter Weg 9, wurde zum Wohnsitz des jungen Paares. Im Juli 1931 kam dort die Mutter von Autor Eckhard Kartheuser auf die Welt. Später wurden dort in langen Winterabenden vor dem Kohlenherd lange Geschichten aus der alten Heimat und dem schweren Neubeginn in Quedlinburg erzählt. Im zweiten Weltkrieg erhielt Sobotta von Rudolf Schreiber u.a. die Anweisung zur Aushändigung von Bettzeug (Kissen, Decken) und Waschschüsseln für zwei ungarische Volontäre. Erhalten geblieben ist auch eine handschriftliche Notiz vom 07. Mai 1945 über die Rückgabe von 15 Hacken an Franz Sobotta. Die Arbeiten in der Firma verliefen also ohne Einschränkungen! Aber auch über einen jungen Mann namens Friedrich Fabig, der um 1942 in die Firma kam, wurde erzählt. Dieser erhielt Hilfe und Unterstützung von Franz Sobotta.

Nach der Enteignung der Firma Schreiber arbeitete Franz Sobotta weiter in seiner Funktion. In den erhalten gebliebenen Arbeitsnachweisen von Sachs und Schreiber ist u.a. unter „landwirtschaftliche Kenntnisse“ in seinem Arbeitsbuch vom 17. August 1949 vermerkt: „lw. Aufseher“. Die Eintragung bezeugt, dass er vom 31.3.1938 bis 28.02.1946 bei Schreiber tätig war. Vorher werden die Jahre 1935 bis 1937 bei David Sachs bezeugt, wobei er nachweislich schon 1932 für Sachs arbeitete. Bis zu seiner Verrentung hatte er dann am gleichen Ort den dritten Arbeitgeber, das VEG „August Bebel“. Als Brigadier der Abteilung Bebel-Hof wurde er als Aktivist am 13. Oktober 1955 und am 7.11.1957 als Aktivist des Fünfjahrplanes ausgezeichnet. Er arbeitete bis ca. 1973 in seinem Beruf und konnte dann noch zeitweise im Kreiskrankenhaus im Ditfurter Weg als Hausmeister tätig sein.

Bild Franz Sobotta auf einem Feld

Literaturquelle

https://de.wikipedia.org/wiki/Sachseng%C3%A4nger

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