200ster Geburtstag von Gustav Adolf Dippe
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Tafel am Gebäude:
Der Name Grashoff – ein Quedlinburger Urgestein
Seit 1330 wird der Name Grashoff urkundlich in Quedlinburg aufgeführt. Die Grashoffs zählen zu den ersten und ältesten Bürgergeschlechtern der Stadt. In der Zeit zwischen 1445 bis 1659 wurden aus der Familie fünf Bürgermeister und mehrere Ratsherren für Quedlinburg gewählt. Später gab es dann die Gärtnerfamilien J. A. Grashoff, Martin Grashoff, Carl Grashoff und Willi Grashoff an verschiedenen Standorten in Quedlinburg. Auffällig dabei sind die unterschiedlichen Schreibweisen wie „Graßhoff“, „Grasshoff“ oder „Grashoff“ wie im nachfolgenden Text.
Johann Andreas Grashoff, verheiratet mit Marie Elisabeth, geb. Sachtleben, legte 1771 als Gemüsegärtner die Grundlage für die später erfolgreiche Entwicklung einer Grashoff‘schen Samenwirtschaft. Der Betrieb befand sich in der Langen Gasse 11/12 und zählte zu den ältesten Saatgutfirmen Deutschlands. Vor 1840 produzierte man vor allem Gemüse-(Erbsen) und Blumensaatgut, nach 1840 verstärkt Zuckerrunkelrüben. Das Anwesen der Familie Grashoff lag am Ende einer Sackgasse. Um es von den anderen Grashoffschen Gartenbaubetrieben zu unterscheiden, nannte es der Volksmund „Grashoff im Sack“.
Als eine der ersten einheimischen Firmen brachte sie 1841 Samen-Verzeichnisse für den Handel heraus und begann, Preislisten oder Kataloge an Samenhandlungen in Braunschweig, Lübeck, Hamburg u. a. zu versenden. Interessanterweise absolvierte Gustav Adolf Dippe, späterer Gründer des größten Saatgutunternehmens Deutschlands, von 1837 bis 1840 seine Gärtnerlehre im Unternehmen Grashoff.
Der Sohn Martin Jakob Grashoff übernahm als Handelsgärtner 1840 die väterliche Gärtnerei und förderte den Ausbau zu einer leistungsfähigen Samenzucht. Dazu vergrößerte er das Grundeigentum auf 87 ha und pachtete zusätzlich rund 250 ha. Er errichtete auch das erste Gewächshaus für den Samenbau in Quedlinburg. Für seine Erfolge wurde er mehrfach geehrt. 1864 erfolgte die Ernennung zum Königlichen Oberamtmann. Die Verleihung des Titelblatt des Preisverzeichnisses zum Samensortiment 1902/03 Firmensitz und Wirtschaftshof Lange Gasse 12, Hofansicht, um 1910 Straßenansicht des Firmensitzes Lange Gasse 12 Waldersee-Astern des Blumenzüchters Heinrich Reinemund Hohenzollernordens geschah um 1864.
Die Ehe von Martin Jakob blieb kinderlos, so dass nach seinem Tode durch die Cholera sein Vetter Ernst Hermann Grußdorf die Firma übernahm und unter dem Grashoffschen Namen weiterführte.
E. H. Grußdorf (1842-1902) war Kunst- und Handelsgärtner und trug den Titel eines Königlichen Gartenbaudirektors.
Auf der Weltausstellung 1893 in Chicago erhielt die Firma Medaillen und Diplome für Sorten von Phlox oder Viola, für Sortimente von Zinnien und Astern sowie für Neuheiten bei Sommerblumen. 1896/97 inseriert die Firma bei Albert Rathke, einem Informationsblatt für die Zuckerindustrie, ihre erfolgreichen Zuckerrübensamen von „Martin Grashoff Quedlinburg u. Königliche Domaine Westerhausen (Inhaber Grussdorf & Liesenberg)“.
Von ca. 1900 bis in die 1920-er Jahre bewirtschaftete man den gesamten Probsteigarten, das Gelände des heutigen Wordgartens. Das Titelbild des Preisverzeichnisses1917 zeigt den Probsteigarten und die Fläche des späteren Carl-Ritter-Platzes.
Titelblatt des Preisverzeichnisses Grashoff für Sämereien von 1917/18 (Ansicht mit Probsteigarten, heute Carl-Ritter-Platz und Wordgarten)
Als Ernst Hermann Grußdorf 1902 starb, führte sein Sohn Alexander Grußdorf die Firma Grashoff bis 1929 weiter. Von ihm stammten Erbsen-, Bohnen- u. a. Gemüsesorten, sieben Sorten Anthirrhinum grandfl., 4 Sorten Anthirrhinum nanum grandfl., Sorten von Sommerlevkojen, Viola und Astern (Sonnenschein- Astern in 4 Farben). Sein Gärtner Heinrich Reinemund züchtete um 1900 die „Waldersee Astern“, ein Zwerg-Astern-Typ.
1929 erfolgte im Zusammenhang mit dem Konkurs der Fa. Grashoff dann die Gründung der Fa. Alexander Grußdorf. Wohl im gleichen Zuge übernahm die Gebr. Dippe AG Ende der 1920-er Jahre den Probsteigarten und führte ihn bis 1945 als Zuchtgarten weiter. Das Gebäude im Neuen Weg 24a, eine Villa für Direktoren der Gebr. Dippe AG, entstand bereits 1924 im Ergebnis eines Grundstückverkaufs durch Grußdorf.
Standort: Eingang Stumpfsburger Garten / Stumpfsburger Brücke stadtauswärts > Google Maps
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Tafel am Aufsteller:
Der Stumpfsburger Garten – bekanntester Blumenzucht- und Schaugarten Deutschlands
Von allen Quedlinburger Zuchtgärten war der Stumpfsburger Garten der bekannteste. Gäste der Firma Mette besuchten den Referenzgarten wegen der riesigen Auswahl an Blumensorten. Angeblich soll ihr Duft während der Blühsaison bis in die Stadt hinein gereicht haben.
Johann Heinrich Andreas Mette erwarb in den 1850er Jahren den „Hof auf dem Moore“ mit 50 preußischen Morgen hinter der Stumpfsburg. Diese wiederum befindet sich möglicherweise am Ort einer bereits im Mittelalter bestehenden Befestigung, die den Übergang über die nur wenig weiter nördlich fließende Bode sicherte. Wie Kleemann 1898 berichtete, baute die Firma H. Mette 3800 Spielarten (heute: Sorten) von einjährigen, zweijährigen und ausdauernden Zierpflanzen an. Die Gärtner und Heinrich Mette selbst hatten zahlreiche eigene Sorten gezüchtet, die die Kundschaft im Stumpfsburger Garten bewundern konnte.
1934 feierte die Saatzucht Heinrich Mette ihr 150-jähriges Betriebsjubiläum. Dieses Ereignis wurde durch die NSDAP für Propagandazwecke ausgenutzt. Die Herren Mitsching und Abschnittsleiter Ay gratulierten den Firmeninhabern Heinrich Mette und Konrad Vogler in Uniform vor Fahnenschmuck. Die sogenannte Gefolgschaft (Name für Belegschaft im Faschismus) feierte einen Festabend im „Kaiserhof“ u. a. mit einer Rede des Prokuristen und Leiters der Blumensamen-Abteilung Robert Finkelmann. Auf dem Bild der Feier im „Quedlinburger Kreisblatt“ vom 1. März 1934 sind interessanterweise fast nur Männer zu erkennen. Das Jubiläum wurde in einem nahezu anonym gehaltenen Stein verewigt. Dieser trägt die Inschrift „1784 – 150 Jahre Samenzucht 1934“ und befand sich rechts vorm Eingang des „Stuga“. Er wurde aber bereits 1945 wieder entfernt. Ein Grund war sicherlich die Jahreszahl 1934. Eine Kopie konnte 2006 auf Initiative des damaligen Vorsitzenden des Fördervereins für eine LAGA in Quedlinburg, Herrn Dr. Martin Stein, in einem Festakt neu gesetzt werden.
Am 23.12.1945 wurde das zweitgrößte und ebenfalls weltbekannte Quedlinburger Saatzucht-Unternehmen mit allen Teilen durch einen Enteignungsbescheid des Regierungspräsidenten in Magdeburg in Landeseigentum überführt und erst in den DSG Betrieb II (ehemals H. Mette) umgewandelt. Konrad Vogler protestierte vergeblich dagegen und musste in den Westen flüchten.
Erika Braem, geb. Mette (1904-1996), wohnte mit ihrer Familie und ihrer Mutter bis Ende 1945 in einem Wohnhaus links neben dem Tor im Zuchtgarten. Fotos zeigten die Flächen vor dem Wohnhaus zur Gartenseite tadellos gepflegt. Danach wurde das Haus in den Betriebskindergarten des Institutes für Pflanzenzüchtung umfunktioniert und 1991 ganz geschlossen. Das Gebäude stand jahrelang leer und musste teuer instand gesetzt werden. Heute befindet sich dort eine medizinische Einrichtung.
Aus dem Betrieb DSG II wurde 1947 der Stumpfsburger Garten ausgegliedert und dem DSG-Institut für praktische Pflanzenzüchtung unterstellt. Später erfolgte der Bau von Glasgewächshäusern und in den 1970-er Jahren der Neubau eines Bioklimalabors. Der Zuchtgarten diente speziell den wissenschaftlichen Bereichen des Institutes für Pflanzenzüchtung der DAL bis 1970, dann Institut für Züchtungsforschung der AdL. Experimente erfolgten im Freiland und den Gewächshäusern.
Die Schließung kam um 1992/93 nach der Gründung der Bundesanstalt für Züchtungsforschung, deren Vorsitzender den Zuchtgarten als nicht notwendig erachtete. Kurzfristig existierte noch das Bioklimalabor, welches am 30.06.2000 geschlossen wurde. Eine zunächst geplante Bebauung konnte nicht umgesetzt werden. Beinahe über Nacht erfolgte dann 2015 der Abriss der alten Gewächshäuser. Heute befinden sich dort Wohnhäuser und Rasenflächen. Eine private Nutzerin betreibt seit 2015 ein Stück als sogenannten “Mathildengarten“. Die Grabstätten der Familienmitglieder Mette sind auf dem Wiperti-Friedhof in Quedlinburg erhalten.
Standort: Stadtseitiger Eingang zum Abteigarten (Abteigasse) > Google Maps
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Tafel am Aufsteller:
Der Abteigarten – ältester Zuchtgarten Deutschlands
Unterhalb des Quedlinburger Schlossberges liegt der Abteigarten, Deutschlands ältester, noch bis 2018 genutzter Zuchtgarten. Um 1750 bis 1753 erwarb Johann Peter Christian Heinrich Mette dort seine ersten Gärtnerkenntnisse in der Lehre des damalig bestellten Hof- und Lustgärtners Johann Heinrich Ziemann. Der Abteigarten diente zunächst den Äbtissinnen zur Erholung und versorgte das Stift gleichzeitig mit Gemüse.
Erste Ansätze einer pflanzenzüchterischen Nutzung erfolgten unter Andreas Christian Ziemann, Abteigärtner des freien Reichsstiftes in Quedlinburg. Sein Sohn startete im Betrieb seines Vaters (im Norden „Vor dem Oeringer Tore“, heute Adelheidstraße) mit dem Anbau und Handel von Samen anstatt von Stecklingen.
Nach der Auflösung des Freiweltlichen Stiftes im Jahre 1803 erwarb der Quedlinburger Gärtner Gottlieb Samuel Rögner den Probsteigarten und den Abteigarten. 1827 verlegte Samuel Lorenz Ziemann (1772 bis 1845), Gärtner und Samenzüchter, seine Gärtnerei mit Samenbau vom Berggarten in den Abteigarten vor dem „Brühl“ und erwarb zugleich das Vorwerk, den Resthof am Münzenberg. Der Gärtner Rögner kaufte dafür ein anderes Gartengelände an der späteren Weberstraße.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann der Abteigarten schon durch die Gebrüder Dippe für samenbauliche Arbeiten in der Zuckerrüben-, Gemüse- und Blumenzüchtung genutzt. Auf einer alten Karte von Quedlinburg von 1902 ist unter den eingetragenen Standorten der Samenfirmen der Abteigarten bereits im Besitz der Firma Dippe und wird „Dippe‘s Brühlgarten“ genannt.
Auf den für Quedlinburg typischen „Stellagen“ standen im Abteigarten Tausende Töpfe mit Blumen verschiedenster Sorten für den Samenbau und die Züchtung. Diese mussten täglich gegossen, bei Bedarf gedüngt und gepflegt werden. Unter anderem wurden dort die Petunien für die Elitesamen und Einzelpflanzenselektion produziert. Der Zuchtgarten war in sogenannte „Kloben“ eingeteilt. Der Ritterkloben lag parallel zum Zaun am Holländergraben und maß 1 Morgen und 39 Ruten. Er wurde auch bis 1991 im Institut für Pflanzenzüchtung/Züchtungsforschung so bezeichnet. Der sogenannte Brühlkloben enthielt 65 Frühbeetlagen. Er liegt parallel zum Weg „Am Abteigarten“ von der Rittergasse zum Brühl. In Richtung ehemalige Gartenbauschule (vormals Baentsch’es Klostergut) ist noch knapp die Hälfte der alten Stellagen erhalten. Dort steht auch die bauliche Hülle des alten Pumpenhauses für den Brunnen, der bis 1945 im Abteigarten in der III. Abteilung des Freilands existierte. Pumpenhaus und Brunnen, jetzt Wasserbecken, bilden eine Sichtachse, die allerdings durch die nächste Stellage unterbrochen ist.
Die Frühbeete dienten zur Selektion von Einzelpflanzen, z. B. bei Radies, Kopfsalat und Blumen. Diese Arbeiten wurden durch geschultes Gärtnerpersonal ausgeführt, welches die einzelnen Arbeitsschritte genau bestimmte. Aber auch Züchter der Firma Dippe waren dort zeitweise tätig. Das 16 Morgen 64 Ruten umfassende Freiland diente der Saatgutproduktion und Selektion von Gemüse-, Blumen- und Rübensorten. Tests zur Resistenz gegen die Blattfleckenkrankheit (Cerospera) erfolgten bis 1945 in den Freilandflächen brühlwärts (Planbuch Dippe 1944 bis 1949). Für 1947 sind noch immer weitere Versuche neben dem Rundteil (Brunnen) dokumentiert.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurden mehrere Hundert lfd. Meter Stellagen entfernt. Ebenso musste der Brunnen mitsamt dem Becken und der Umfassung geschleift werden. Erst im Jahr 2003 konnte der exakte Brunnenstandort nach Freigabe von Luftbildfotos des angloamerikanischen Bomberkommandos wieder bestimmt werden (für geplante Bombardierungen im II. Weltkrieg fertigte man von Quedlinburg, wie auch von Halberstadt, Nordhausen u. a. Luftaufnahmen an).
Nach 1945 kam der Abteigarten in den Besitz des neu gegründeten DSG-Betriebs I. Ab 1947 wurde er vom Institut für Pflanzenzüchtung (IfP) der Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften (DAL), später Institut für Züchtungsforschung (IfZ) der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL) züchterisch genutzt. 1950 erfolgte die Integration des Zuchtgartens in die landwirtschaftliche und gärtnerische Leistungsschau des Ostharzes. Bis ca. 1974 gab es dort noch Asternfelder für die Neuzüchtung. Aber auch Zuchtarbeiten für Heilpflanzen sowie die Neuzüchtung verschiedener Gemüsearten wie Möhren, Zwiebeln, Kopfsalat und Buschtomaten erfolgten in den Folienhäusern und in etwa 65 Kleingewächshäusern aus Glas sowie im Freiland. Letzter Gartenleiter bis zur Abwicklung des IfZ Quedlinburg war Herr Dieter Meissner.
Nach der politischen Wende 1989/90 gelangte der Abteigarten in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt. Im Jahr 2000 erwarb ihn die Stadt Quedlinburg. Der Zuchtgarten fiel zeitweilig in einen Zustand der Verwahrlosung mit hohem Unkraut und Wildwuchs. In den Frühbeetlagen wuchsen Sträucher, die dann von ABM-Kräften mühsam gerodet werden mussten. Auch die Stellagen waren reparaturbedürftig. Vier 6 x 30 m große Folienzelte wurden abgebaut. Die restlichen 27 Folienzelte á 4,5 x 15 m und die Kleingewächshäuser wurden später noch einmal modernisiert.
Es wechselten die Pächter, wie Samen Mauser AG Quedlinburg-Zucht und Produktion, dann die Saatzucht Quedlinburg GmbH. Als letztes Unternehmen nutzte die International Seeds Processing GmbH Quedlinburg (ISP) bis 2018 den schlosswärts gelegenen Teil sowie die verbliebenen Frühbeetlagen neben dem Weg „Am Abteigarten“ für Zuchtzwecke. Ab 2002 pachtet auf dem Freiland brühlwärts eine Bio-Gärtnerei die Flächen rechts und links der Gartenträume-Achse. Gemeinsam mit dem Brühl wurde ein Teil des Abteigartens in das Projekt „Gartenträume Sachsen-Anhalt“ aufgenommen. 2004/2005 untersuchte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt das Gelände des Abteigartens. Dabei fand man alte Wasserleitungen zum Bassin sowie Reste der Wegbefestigung.
Ab dem Jahr 2005 erfolgte eine Neugestaltung der Anlage. Ziel war es, die in der Zeit des Barocks vorhandene Sichtachse zum Brühl wiederherzustellen und den Abteigarten für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Standort: Mettehof > > Google Maps
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Tafel am Eingang Mettehof (Kreuzung Harzweg - Gernröder Weg):
Der Mette-Hof – von der Zuckerfabrik zur Saatzuchtfirma
Johann Peter Christian Heinrich Mette (1735-1806) gründete 1784 das zweite Saatzuchtunternehmen Quedlinburgs. Er begann bescheiden in der Wassertorstraße „Unterm Birnbaum“. Sein Wohngebäude ist noch erhalten. Bis 1900 war der Firmensitz im Westendorf. Sechs Generationen schufen kontinuierlich in stetiger Verbindung von Pflanzenzüchtung und Samenbau die zweitgrößte Saatzuchtfirma Quedlinburgs und erarbeiteten sich einen sehr guten Ruf in Deutschland und der Welt.
Ab 1825 begann sein Sohn Johann Heinrich Andreas Mette (1801-1869) ebenso wie Andreas Keilholz als einer der Ersten in Deutschland und der Welt mit der Zuckerrunkelrübenzüchtung. Diese wurde durch die erste funktionsfähige Zuckersiederei in Quedlinburg, Hanewald & Zerbst im Badeborner Weg, begünstigt. 1836 brachte Mette bereits Preisverzeichnisse für den Versand an seine Kunden mit 6 Runkelrübensorten heraus. Elite-Zuckerrübensamen und Futterrübensamen wurden die Hauptkulturen ihrer Saatzucht.
Auf dem Grundstück des späteren Harzweg/Gernröder Weg entstand um 1850 eine Zuckerfabrik, deren Teilhaber J. Heinrich Andreas Mette (3. Generation) war. Das Areal verfügte bereits über einen Gleisanschluss für den Versand der Sämereien. Die erfolgreiche Saatzucht-Firma konnte 1887 die Zuckerfabrik der vereinigten Landwirte erwerben, welche jedoch 1899 durch ein Feuer vernichtet wurde. Mit dem Neubau des Stadthofes/Fabrikhofes diente dieser nun ab 1900 als Sitz der Heinrich Mette Samenzüchterei. Die bereits 1881 errichteten Zuchtlaboratorien wurden erweitert und modernisiert. 1890 verkaufte die Firma die Flächen des Dechaneigartens an die Stadt. Dort entstanden die Villen an der Brühl- und Billungstraße.
Landwirtschaftliche Sämereien wie Saatgetreide, dazu Gemüse und Blumen bildeten ein umfangreiches Sortiment. Insgesamt bewirtschaftete man annähernd 1.000 Hektar, davon 750 ha im Eigenbesitz und 100 Hektar Zuchtgärten. Die Gewächshausfläche betrug etwa 5.000 m².
Es wurden etwa 4.000 verschiedene Arten und Sorten vermehrt sowie vertrieben. Blumenvermehrungen zogen sich Kilometer entlang der Bahnstrecke nach Quarmbeck. Man pachtete 1840 noch das landwirtschaftliche Gut Gersdorfer Burg dazu, welches später gekauft wurde. Bekannte Agrarwissenschaftler begannen als Saatzuchtleiter ihre spätere Karriere bei H. Mette. Aber auch die Firmeninhaber selbst züchteten Sorten, wie z. B. Heinrich Mette bei einem breiten Sortiment an Löwenmaul, Sommerastern, Goldlack, Levkojen, Nelken, Scabiosen und Ziermohn. Im Stumpfsburger Garten wurde jährlich eine große Schau des Firmensortiments durchgeführt.
1945 wurden die letzten Firmeninhaber, Hermann Heinrich August Mette und Konrad Vogler, wegen einer Flächengröße über 100 ha enteignet. Vogler musste Quedlinburg verlassen. Der letzte Inhaber H. H. A. Mette starb 1945 in Kriegsgefangenschaft. Mit ihm und der folgenden Enteignung erlosch diese Traditionsfirma (siehe auch Artikel zu Station 3 - Stumpfsburger Garten).
Als DSG Betrieb II konnte die Saatzucht zu SBZ- und DDR-Zeiten weiterarbeiten. Der Stadthof wurde ab dieser Zeit bis 1991 „Aufbauhof“ genannt. Er diente als Aufbereitungs-, Großhandels- und Exportlager (s. u. DSG-VEB Saat- und Pflanzgut). Auf eine Zeit des Leerstandes folgte 2008 der Abriss des fast gesamten Areals. Nur das ehemalige markante Verwaltungsgebäude am Gernröder Weg blieb erhalten.
Heute nun ist der „Mettehof“ ein Einkaufszentrum. Als Erinnerung an den Begründer der „Großzüchterei Heinrich Mette“ tragen die "Berufsbildenden Schulen J.P.C. Heinrich Mette Quedlinburg" heute seinen Namen.